Adventskalender 2020

23. Dezember 2020

Hallo in die Runde!

Ich freue mich, dass ihr/Du heute noch Interesse habt, beim virtuellen Adventskalender vorbei zu kommen und lesen zu wollen.

Mein Text wird heute vermutlich auch nicht so viel Zeit in Anspruch nehmen, denn ein bisschen fehlt mir das Thema, über das ich plaudern könnte. Mein Kopf ist – wie vermutlich bei Vielen von uns – mit den Planungen beschäftigt, die noch bis zum morgigen Tag zu erledigen sind. Dabei geht es nicht um große Entscheidungen, aber auch sie müssen passen. Wer kommt und wann und wie? 4 Personen aus 3 Haushalten, bis wann fahren die Busse und kommt die Ausgangssperre?
Die große Gesamtfamilie hat entschieden, dass es einen Video Cal mit der Oma geben sollte. Dazu müssen aber die Zeiten abgestimmt werden um die Familien, die an verschiedenen Stellen leben und ganz unterschiedliche Abläufe haben, zusammen zu bringen. Es wäre auch hilfreich nicht zu viele einzelne Anrufe zu vereinen, damit es keine Überforderung gibt. Dabei ist nicht nur die Oma gemeint.

Ich weiß nicht, wie ich mit 85 sein werde – so ich dieses schöne Alter erleben kann – aber so wie meine Mutti mit dem Internet und dessen Möglichkeiten umgeht, ist beachtlich.
Dazu fällt mir dann ein Zitat ein von einem Pfarrer aus der Lokalzeit Aachen vom 22.12.2020 als er befragt wurde, welche Alternativangebote es gibt am heiligen Abend wenn die Gottesdienste ausfallen. Er sagte sinngemäß:

Einfach wirklich ausfallen wird nichts

Es ist anders und es ist sicherlich ungewohnt, aber es gibt Möglichkeiten, die wie er bemerkte die einzelnen Gemeinden mit viel Fantasie vorbereitet haben und anbieten werden. Gottesdienste im Internet, Zoommeetings, Podcaste in die man sich auch per Telefon einwählen könnte… und dabei merkte er an, dass die Senioren doch sehr aktiv das Internet nutzen. 
Jetzt während ich das schreibe muss ich schmunzeln, denn genau das höre ich auch nicht selten auf Arbeit wenn ich über die Nutzung der Online Funktion eines Personalausweises informieren will. Wenn dann Frauen mitteilen (umgedreht ist es zugegebener Weise seltener 🤔), das gebe ich meinem Mann, der ist ein richtiger „PC-Freak“ geworden… 

Meine Mutti hat vor langer Zeit bei der Volkshochschule ein Seminar mitgemacht, dass Senioren das Internet nahe bringen sollte. Google ist seitdem ihr Freund und Helfer und neben der Analyse von ärztlichen Diagnosen 😉, sind es Auskünfte über Verbindungen oder  Videos bei Youtube, die sie sich ansieht, weil die Urenkelin ein Stirnband gestrickt haben möchte. Ich finde das beeindruckend und durch meine Arbeit weiß ich – sie ist durchaus kein Einzelfall.
Allerdings muss man sich trauen und damit einmal anfangen. Vielleicht waren die letzten Wochen und Monate Initialzündung, sich mit der bis dahin unbekannten Welt anzufreunden. 

Tja und nun kommt eine weitere Erinnerung an meinen Start im Internet mit dem Forum der Hobbyschneiderin. Vor langer Zeit, als die Zugangsmöglichkeiten noch mit einem 56k Modem begannen und wir weit entfernt von DSL oder Flat waren, gab es mich schon. Die Angebote waren noch rar und unser erster Adventskalender fand intensiven Zuspruch in der ganzen Welt – weil wir damals Stickmusterangebote hatten, die als Download, als Freebie auch noch Seltenheitswert besaßen. Kurz nach dem 1. Adventskalender bekam ich eine Mail von einer älteren Frau, die mir erzählte, dass sie schon Jahrzehnte in Amerika leben und sich freuen würde in ihrer Muttersprache schreiben zu können und eine Gleichgesinnte zum Nähen und Sticken gefunden zu haben. Ich werde nie vergessen, wie sie sich dabei vorstellte, denn sie schrieb:

Die Kinder meines Mannes haben mir das Internet geschenkt…

Meine Antwort habe ich schon ab und an erzählt, nicht immer wurde sie verstanden. 🙄 Ich beglückwünschte sie dazu, das sie das Internet geschenkt bekommen hatte, denn ich besäße nur einen Zugang. 
Sie hat sich nie dadurch gefoppt gefühlt, sondern wir haben beide darüber gekichert. Angemeldet war sie mit dem Benutzernamen Dirndl. Leider ist sie vor Jahren, hoch betagt verstorben. 

Ich glaube es ist gut, wenn man sich, egal wie alt man ist, mit den Möglichkeiten, die das Internet bietet bei der Kontaktaufnahme beschäftigt. Aber wenn es Empfehlungen gibt, Kinder und Jugendlichen die Nutzung zu erklären und auch wenn nötig zu reglementieren, so ist es sicher auch eine gute Entscheidung ältere Familienmitglieder bei diese Nutzung Begleitung anzubieten. Je mehr Informationen es auf einer Internetseite gibt, desto verwirrender wird es und gelegentlich auch nicht ungefährlich. Bei  meiner Mutti bin ich da ganz beruhigt, sie (er)kennt Gefahren und meidet Seiten, die sie als unsicher ansieht. Nur bei echten technischen Problemen benötigt sie Hilfe, aber das hat glaube ich nichts mit dem Alter zu tun. Ich weiß auch von mir, dass es bei kniffligen technischen Problemen einen Hilferuf an meinen PC Freak gibt und ich froh bin, ihn rufen zu können.

Nun sind es doch mehr Worte geworden als ich eingangs dachte. Heute ist der letzte Tag vor Weihnachten und für mich der lange Sprechtag von 08.00 bis 17.30 Uhr. Erst danach beginnt die freie Zeit und der Endspurt vor dem Fest. Geschenke gibt es bei uns schon seit Jahren nicht mehr. Eigentlich verreisen wir ja immer zu dieser Zeit gemeinsam und schenken uns die Erlebnisse und Erinnerungen. Dazu will ich das Zitat des Pfarrers noch mal nutzen. Einfach wirklich ausfallen wird nichts – wir werden es nachholen und bis dahin andere gemeinsame Zeiten genießen. 

Bleibt gesund und lasst euch nicht zu sehr am letzten Tag vor Weihnachten von der Hektik der letzten Gelegenheit einnehmen. 
Bis morgen – Eure Anne

 


Spruch des Tages

Das Höchste, wozu der Mensch gelangen kann, ist das Erstaunen.
Johann Wolfgang von Goethe