Adventskalender 2012

16. Dezember 2012

Sonntag, der 16.12.2012. Der Tag für die 3. Kerze am Adventskranz ist da. Heute schreibe ich, Anne wieder.

Nach einer langen Arbeitswoche wird dieser Sonntag ein Tag werden, an dem ich mich richtig ausruhen kann und will. Zudem ist es der letzte Sonntag in diesem Jahr, an dem meine B’s bei mir sind. Kommende Woche am 4.Advent sind sie schon in Marktheidenfeld. Sie freuen sich darauf, auch wenn die kindliche Vorfreude an den Heimlichkeiten der Weihnachtsabend-Vorbereitungen einer „Jungen Mann“ Gelassenheit gewichen ist… Sie sind keine Kinder mehr.

Dieser Satz geht mir fast täglich durch den Kopf, wenn ich sie sehe und sie zu mir herunter lachen, oder ich an sie denke und überlege, was sie jetzt denn gerade tun. Der ältere B geht in die 11. Stufe, der Jüngere in die 9. Klasse im Gymnasium. Beide wissen mehr oder weniger, was sie einmal machen wollen. Im Moment steht zusätzlich das First Certificate English (FCE) auf dem Plan. Sie sind viel online unterwegs, und da sprechen sie ausschließlich englisch. Meine Sprachbegabung grenzt an Null und so hin und wieder :), wenn sie vor mir etwas geheim halten wollen, reden sie auch miteinander in dieser Sprache. Dabei schauen sie verschmitzt auf mich. Je nach der Gesamtsituation ärgert mich das manchmal ein bisschen. Das wissen sie, und dann übersetzen sie lachend.

Meist denke ich hinterher… ach Jungs, so ein Unsinn. Sie können über Sachen lachen, die mich eher in Erstaunen oder in die Fassungslosigkeit bringen. Und wenn ich das dann sage, dann lachen sie noch mehr und sagen, dass sie genau aus diesem Grunde ja Englisch gewählt hatten. Dabei ist für uns wichtig, dass sie mich nie auslachen, sondern mitunter über eine Situation, die ihrer Meinung nach lustig ist. Das werten wir nicht immer gleichermaßen, aber es ist nie ausgrenzend, ehrverletzend oder herablassend. Es ist die Entwicklung, die sie nehmen, und es sind die Grenzen, die ich habe.

Ich glaube, als ich jung war, ging es meinen Eltern mit verschiedenen Dingen, die mich begeisterten, ähnlich. Jedoch wählte ich keine andere Sprache. Dennoch gab es Vokabular, das sich ihnen in der Bedeutung nicht erschloss. Ich erinnere mich… an viele Dinge, in denen mir Selbstbewusstsein wuchs und ich mich immer mehr als Erwachsene sah und so wahrgenommen werden wollte. Ich erinnere mich auch daran, wie ich Weihnachten im Alter der B’s empfand. Zu dieser Zeit lebte ich aufgrund meiner Lehrausbildung im Internat in Schwedt, und nur während der Weihnachtstage fuhr ich nach Hause. Es war schön, ein paar Tage Urlaub zu haben, aber anderseits war es auch so, dass ich mich wieder in den häuslichen Alltag einfügen musste und einordnen. Das war nicht immer einfach. Nicht für meine Eltern und nicht für mich.

Es gab Rebellionen, und es gab ganz wunderbare Momente. Ich war 16, als ich das Elternhaus verließ. Etwas älter als der Jüngere, etwas jünger als der Ältere. Immer wieder, wenn ich daran denke, merke ich, wie viele Erfahrungen ich in den Jahren, die so prägend waren, gesammelt habe. Wie oft es Probleme gab, die ich allein lösen musste, wie wichtig es wurde, sich zu reflektieren und Positionen zu überdenken. Wie sich anderseits aber auch die Erkenntnis entwickelte, nicht mit jedem Menschen in Harmonie leben zu können und das auch nicht zu müssen.

Mitunter muss man die Dinge so stehen lassen wie sie sind. In diesem Internat lebten fast 1000 Lehrlinge und das oft auf einem relativ engem Raum. Gemischt nicht nach Wunsch, sondern nach Ausbildungsklasse und nach territorialer Herkunft. Wir kannten uns vorher ja gar nicht. Es waren so viele Lehrlinge, so viele Kontakte, und von den meisten Mitschülern weiß ich nichts mehr. Wir haben eine Zeit miteinander verbracht, und danach verloren sich die Lebenswege. Das ist sicher bei euch nicht anders. Aber die Erfahrungen dieser Zeit möchte ich nicht missen.

Sie hat mich gelehrt, dass es bei einer großen Zahl von Menschen unmöglich ist, jeden gut zu kennen, jeden gleichermaßen zu mögen oder gemocht zu werden und nicht bei jedem Problem mitreden zu müssen bzw. zu können. Sie hat mich gelehrt, zu erkennen, dass wir ein gemeinsames Ziel hatten – den Beruf zu erlernen – aber unterschiedliche Vorstellungen für die Zukunft damit zu verbinden. Sie hat mich gelehrt, mich nicht als alleinigen Maßstab zu sehen und zuzuhören, was andere sagen. Sie hat mich tatsächlich erwachsen werden lassen. Wenn ich dann – zum Beispiel Weihnachten – nach Hause kam, mussten meine Eltern erst einmal neu erkennen, wie ich mich verändert hatte. Später, als ich vollständig erwachsen war, stellte sich die gänzliche Harmonie wieder ein. Als meine älteren Kinder geboren waren und heranwuchsen und sie mich in vielen Situationen ins „Erinnern“ brachten, habe ich still um Entschuldigung bei meinen Eltern gebeten. Ich konnte erkennen, wie man auf „der anderen Seite“ stehend mitunter still leidet bei der Abnabelung der Heranwachsenden, und wie sehr man sich Harmonie mit jenen wünscht.

Wobei ich mit meinen Söhnen wirklich Glück habe, für das ich sehr dankbar bin. Vielleicht liegt es daran, dass ich die Erfahrung habe und die damit verbundene Gelassenheit. Es ist nicht einfach, loszulassen. Es ist aber besser, es zu tun. Wenn man sich wie ich “ die Luft draußen“ um die Nase hat wehen lassen, kann man verändert zurück kehren und auf Augenhöhe eine neue Beziehungsebene beginnen. So ist es jetzt auch mit meinen B’s. Sie sind keine Kinder mehr. Und das ist gut so. Heute werden wir es uns gemütlich machen. Zumindest so lange, bis der eine B davon eilt. Die Freundin wartet….sagte ich nicht, es sind keine Kinder mehr :).

Achtet auf die Kerzen und eure Lieben. Die Ersteren sind schön und gefährlich ohne Beobachtung, die Zweiten sind ganz wichtig, aber sie brauchen Freiräume und je nach Alter Gelassenheit.

Viele Grüße Eure Anne

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