Grüße zum 16. Dezember 2020
Adventskalender 2020

16. Dezember 2020

Hinein ins süße Leben – mit diesem Spruch möchte ich heute meinen Tag beginnen. Wobei ausgerechnet heute das Alltagsleben wieder stark eingeschränkt wird und das „Süße“ in unserem Leben – wenn man es mit positiven Möglichkeiten gleichsetzt – eine „Diät“ erfahren muss.

Viele Stimmen aus der lokalen und überregionalen Politik und Öffentlichkeit befürchteten einen Run auf die Geschäfte am letzten Tag vor dem Lockdown. Noch mal eben schnell… die restlichen Geschenke einkaufen war bestimmt das Credo von Vielen. Marc – ihr wisst, mein Ältester – wollte auch diese Gelegenheit nutzen und schauen, ob er noch Süßkram wie wir es nennen, einkaufen konnte. Da sich seine Absicht mit meinem Arbeitsende kreuzte, sammelte er mich ein und wir fuhren zu Lindt [Achtung Werbung]. In Aachen ist ein Werksverkauf, der in den Jahren vorab [auch] dazu führte, dass der Weihnachtsmarkt in Aachen so beliebt war. Reisebusse und sonstige Besucher parkten in der Nähe des Verkaufsraumes und nutzten nach einem mehr als ausgiebigem Einkauf dann den Shuttleverkehr zum Weihnachtsmarkt zwischen Markt, Dom und Katschhof. Weiter bis zur Peterstraße am Glaskubus über die Adalbertstraße konnte man weihnachtliches Flair genießen und am Abend wieder nach Hause fahren. Der Weihnachtsmarkt wurde immer um den 23. November herum eröffnet und in den letzten Jahren erst kurz nach Weihnachten ganz abgebaut. Ca [+/-] 1 Million Besucher hatte die Stadt in dieser Zeit. Das bedeutete auch, dass es jedes Jahr in der Zeitung Anzeigen gab für die saisonalen Arbeitsplätze für die man sich u.a. auch im Werksverkauf bei Lindt  bewerben konnte. 2020 habe ich diese Jobangebote nicht gesehen.  Die Fläche wimmelte früher von ungezählten Menschen und unzähligen Mitarbeiter*innen, die unentwegt Nachschub auf Paletten hereinfuhren, welche „Schnäppchen“ enthielten. Man kann Schokolade wie im Laden kaufen, aber die Renner im Werksverkauf sind die Großpackungen von Lindor Kugeln in 500 – 900 gr. Abpackungen. Man könnte meinen, diese Kugeln sind unverzichtbare Grundnahrungsmittel. 😋

In meiner Familie leben die Schokoladenkonsument*innen in Stralsund. Aus diesem Grunde und das war Marcs Überlegung, wollte er heute noch die Portion für seinen Bruder + Familie holen. Der Parkplatz und die Randstreifen der Straße waren mit Fahrzeugen voll und ließen nichts Gutes ahnen. Aber wider Erwarten war es strukturiert und die Besucher sehr diszipliniert. Am Eingang stand eine Frau, die jeden Wagen frisch reinigte und die Ankommenden aufforderte, das auch am bereitgestellten Desinfektionsständer zu tun. Waren die Einkaufswagen alle, musste man warten. Vermutlich ist das jetzt überall so oder ähnlich. 
In der Halle waren es deutlich weniger Verkaufsmitarbeiter*innen und die Angebote machten deutlich – kauft und nehmt bitte viel mit. Der Stress der sonst aufgrund des Gedränges entstand und weil an den Kassen viele Leute standen, war nicht da. Vielleicht auch, weil Lindt die Fläche vergrößert hat um den Abstandsregeln nachzukommen und gegenüber an der Straße eine 2. Verkaufsfläche anbietet.  Wir waren mitten drin im süßen Leben und wenn ich mir dann die anderen Einkaufswagen ansehe, frage ich mich oft – wer isst das Alles?!? Ob sie ab morgen auch als „Lebensmittelhändler“ geöffnet haben werden haben wir uns gefragt und keine Antwort gewusst.  

So viel Schokolade in einer sowieso schon süßen Zeit. Damit meine ich nicht den Alltag. dem wir uns ab heute stellen müssen, sondern den Genüssen, die wir in der Adventszeit lieben. Plätzchen, Stollen, gebrannte Mandeln und so vieles mehr gehört dazu. Hat man genug davon gegessen, wächst der Appetit auf Herzhaftes, Senf, ein Steak oder auf einen deftigen Eintopf. Über diese wachsenden Gelüste reguliert unser Körper (so glaube ich) die Zutaten, aus denen wir unsere Energie ziehen. Letztendlich muss unser Essen ja nicht Genuss sein, sondern eigentlich nur unser Überleben sichern durch die ausreichende, ausgewogene Nahrung, die unser Körper dann verarbeitet. Ich glaube nicht, dass der Verdauungstrakt dann auf den Geschmack eingeht. Der wird unbedeutend, sobald das Essen die Zunge passiert hat. Nur Süßes ist nicht gesund, ohne Süßes leidet aber die Seele. Das ist eine steile Behauptung von mir, aber ich vergleiche gern Geschmack mit Gefühl. 

Salz, Pfeffer, Kreuzkümmel, Chili, Kräuter aus dem Bereich des Herzhaften ist für mich wie Anspannung, Anstrengung, Traurigkeit, Leid, Krankheit, Einsamkeit oder ähnliches. Dabei kommt es auf die Dosis an, denn passend gewürzt ist es nicht dominierend. Alles Süße, dazu gehört nicht nur Zucker, sondern auch Zitrone, Vanille, Zimt, Nelken, Anis u.ä. steht für Glück, Erleichterung, Entspannung, Vertrautheit, Freude und andere Emotionen die uns positiv beeinflussen.
Hat man etwas gegessen, was nur herzhaft ist, schmeckt ein Stück Schokolade hinterher bestens. Es bringt den Ausgleich. Umgekehrt natürlich auch – nach dem zuckersüßen Kuchen ist beim vorbei gehen der Duft einer Fischsemmel sehr verlockend… Wir haben eher unbewusst diese Abwechslung im Speiseplan und gleichen damit unseren Appetit aus. 
Machen wir das auch mit unseren Emotionen? In der Regel kann man das, aber es gibt Situationen im Leben, die das seelische Gleichgewicht ganz aus der Bahn bringen und dann wird das Leben zu scharf, zu salzig und zu anstrengend. Manchmal muss dann von außen geholfen werden, damit das Süße – Schöne wieder gewollt und genossen werden kann. 

Ich hoffe und wünsche mir sehr, dass die morgen (heute) beginnende „Diät“ der schönen Dinge erfolgreich ist und wir trotz alledem das Süße im Leben auch in dieser Zeit genießen können. Es muss ja nicht Lindt Schokolade sein, die man dazu nutzt, wohl aber wie wenn man naschen geht, eine bewusste kleine gute Gelegenheit sich selbst oder anderen etwas Gutes zu tun. Natürlich mit den Möglichkeiten, die dazu derzeit vorhanden sind.
ich wünsche uns einen ausgewogenen Tag mit schönem Essen und guten Gedanken!

Bis morgen – Eure Anne

PS: Vorgestern habe ich ein Auberginen Curry gekocht. Dabei war u.a. Chili, Kreuzkümmel, Pfeffer, Knobi, Koriander, Erdnusscreme und Tamarinden Paste. Das Zusammenspiel dieser Gewürze ist fantastisch lecker. Herzhaft mit süßer und fruchtigen Note – ein wunderbares Essen. So zusammen passend von Gewürzen sollte auch in den Emotionen unser Leben sein. Wenn man sich das einmal anhand der Gewürze bewusst macht, kann man sich aktiver für die Bereitstellung der „Zutaten“, die man braucht um sich wohl zu fühlen, beteiligen. Manchmal hilft ein Stückchen Schoki.  

 


Spruch des Tages

Von der Natur aus gibt es weder Gutes noch Böses. Diesen Unterschied hat die menschliche Meinung gemacht.
Sextus Empiricus