Grüße zum 13. Dezember 2020
Adventskalender 2020

13. Dezember 2020 – der 3. Advent

Willkommen am Sonntag in meinem diesjährigen „Anne quasselt“ Adventskalender. Ich freue mich sehr über Deine/eure Aufmerksamkeit, denn es ist nicht wirklich „ergiebig“ hier vorbei zu schauen – so ganz und gar ohne das es etwas Materielles zu gewinnen gibt.

An manchen Tagen frag(t)e ich mich, ob es diese Aufmerksamkeit überhaupt gibt, oder ob ich fürs virtuelle schwarze Loch schreibe. Deshalb hat es mich wirklich wirklich sehr gefreut, dass es zum Thema von gestern eine rege Diskussion gab, für die mein Text den Anstoß gab. Danke!

Fortführen möchte ich heute ein bisschen den Inhalt vom vergangenen Freitag. Heute war der Tag, an dem ich meine Mütze nun quasi „nach Hause“ holen wollte. Zwei Optionen dazu gab es, sowohl ein sogenannter Schnellbus fährt nach Heerlen als auch ein Zug, der zwischen Aachen und Maastricht verkehrt und in Heerlen eine Station hat. Mein Ältester empfahl den Zug, ich wollte aber erst einmal den Bus nehmen. 
Der ist fast immer mein Bus auf dem Weg zur Arbeit, nur das ich an der 5. Haltestelle aussteige. Wie er dann weiter fährt hat mich immer mal interessiert. Mein Bushopping von dem ich anfangs des Adventskalenders einmal schrieb, war begrenzt auf Aachen und darüber hinaus war ich nur bisher in wenige Richtungen unterwegs gewesen (mit dem Bus). Insofern saß ich gespannt auf der Fahrerseite ganz vorn und schaute mir die Strecke an. Sobald man in die Niederlande kommt, merkt man die veränderte Straßenführung: so viele Kreisverkehre… Mir wurde tatsächlich ein bisschen blümerant bei dem Kurven, die der Bus damit fahren musste. 😏

Die Fahrstrecke ist gut 45 Minuten lang und nicht nur die Straßen zeugen von einer anderen Bauart. Ich finde es ja extrem spannend, Häuser von außen anzusehen, Fenster und deren Dekoration zu betrachten und einen subjektiven Gesamteindruck zu bekommen. Wunderschön und sehr sauber und gepflegt schaut es an der Wegstrecke aus. Viele Weihnachtsdekorationen und tolle Vorgärten und Gemeinschaftsanlagen kann man sehen. 
Als ich dann in Heerlen am Bushof angekommen war, fand ich den Kontrast zu dem Bushof in Aachen schon krass. Beeindruckend schön! Ich wusste nicht wirklich wo das Fundbüro war und bin deshalb zum Arriva Service. Auf Anhieb war ich richtig, nur hatte ich vergessen die iLost Nummer zu notieren und als ich online nachsehen wollte, hatte ich kein Internet. Die Dame am Schalter war so super freundlich und als ich ihr mein Stück Stoff zur Identifikation zeigte, ging sie suchen und kam kurz darauf mit meiner Mütze zurück. Ehrlich – der Wert der Mütze rechtfertigte nicht die Fahrkosten, aber als ich sie sah, freute ich mich wirklich sehr. 

Anschließend schaute ich mich ein bisschen bei der Station um, nutze die Gelegenheit bei einem niederländischen [Achtung Werbung] Action einzukaufen 👌 und fuhr dann mit dem Zug, der nach 30 Minuten in Aachen war, wieder nach Hause. Zufrieden und mit richtig guten Eindrücken hatte ich – Dank meiner Schussligkeit – einen schönen Ausflug gemacht, der mir einen guten Tag verschaffte.  Alles im Leben hat wirklich zwei Seiten und wenn man lernen kann, die Andere zu suchen (das Thema hatte ich ja auch schon), dann lernt man auch neugierig und dankbar zu sein, wenn es nicht so auf den ersten Blick aussieht. Im Zug, als mein Handy wieder mit der virtuellen Welt verbunden war, erhielt ich eine Email mit dem Betreff: Herzlichen Glückwunsch, der Gegenstand wurde abgeholt! – Wir freuen uns, dass Ihr verlorener Artikel zurückgegeben wurde!…“ Mit diesem Service haben sie uns echt was voraus. 👏

Im Bus erinnerte ich mich auch an ein Gespräch, die Bushaltestellen betreffend mit meiner Kollegin. Eine Beziehung eingehen – so war das damals unser Gesprächsinhalt – ist wie mit dem Bus weiter fahren in den bis dato unbekannten Weg. Man kennt sich nicht …

[Oecher enden an der Stelle mit dem Satz, denn „man kennt sich“ ist die kurze Beschreibung für „man kennt sich aus“ – wobei man in der Regel sich selbst meint. Und man kennt sich nicht – bedeutet nicht, dass man – also verschiedene Menschen sich nicht kennen, sondern dass das was da kommt, da ist oder werden wird unbekannt ist.]

Sich das dann zuzutrauen und im Bus des Lebens weiter zu fahren, neuen Horizonte kennen zu lernen und ggf. andere Menschen zu erleben, dazu muss man sich Zeit nehmen und bereit sein. Zu der Zeit, als wir darüber redeten, war die Beziehung gerade ganz frisch. Nun sind sie verheiratet und das bedeutet im Übertragenen, sie haben einen gemeinsamen Haltepunkt gefunden. 
Ich habe meine Mütze wieder gefunden und den Radius erweitert bei dem ich mich nun rein räumlich zurecht finden kann. Ich habe mir fest vorgenommen, auch ohne Verlorenes den Besuch in Heerlen zu wiederholen. Echt schön ist es da.  

Heute nun ist der 3. Advent und möglicherweise ein wichtiger Tag im diesjährigen Dezember. Am Morgen, so wurde es heute in den Nachrichten mitgeteilt, werden sich die Kanzlerin und alle Ministerpräsidenten zu einer Beratung über die Änderung unserer Vorsichtsmaßnahmen treffen. Es ist mehr als wahrscheinlich, dass das zwischenmenschliche Zusammensein stärker reglementiert werden wird. Ich persönlich sehe die Notwendigkeit dafür. Der Grund daran liegt auch an meiner Erfahrung mit dem Busfahren. 

Ich fuhr immer mit Bussen morgens, die auch von zahlreichen Schüler*innen genutzt wurden. Hinter dem Rathaus ist ein Schulzentrum, in dem vier verschiedene Schulen integriert sind. Ich weiß gar nicht wie viele Schüler zusammen genommen da beschult werden, aber ich denke es sind über 1000. Im Minutentakt fahren Busse aus der ganzen Stadt kommend die Schüler*innen. Egal, wann ich unterwegs war – mit mir waren es zahllose Andere auch. Nachdem meine WarnApp innerhalb eines Tages 10 Risiko-Begegnungen zu den schon Vorhandenen dazu anzeigte und dann bis auf 18 schnellte, vereinbarte ich mit meinen Kollegen*innen,  später anfangen zu können. Seither nutze ich den Bus, mit dem ich auch heute gefahren bin. Ich steige aber erst ein, wenn die Schulglocke schon läutet und seither kann ich die Mitfahrenden zählen und ausreichend Abstand halten. Die Anzahl der Begegnungen sank täglich und seit heute Abend ist sie das erste Mal seit 4 Wochen bei Null. 
Je weniger Kontakte wir tatsächlich haben, desto mehr sind wir alle geschützt. Das ist so und deshalb denke ich, sind die Entscheidungen über die wir morgen vielleicht diskutieren aus meiner Sicht und Erfahrung heraus nötig.

Ich wünsche uns einen schönen, trotz alledem beschaulichen Sonntag und verbleibe wie immer – 
Bis morgen – Eure Anne!

 


Spruch des Tages

Nichts wird so leicht für Übertreibung gehalten wie die Schilderung der reinen Wahrheit.
Joseph Conrad