21. Dezember 2019
Guten Tag in die Runde, ich freue mich wieder über eurer Interesse. Dieses habe ich heute auch sichtbar gemacht, denn ich habe gestern schon gaaaaanz viele Zettel gefaltet und getackert. Auf jenen stehen Namen und ein Datum der Tages, an dem die richtige, vollständige Email zum Gewinnspiel bei mir eingegangen ist. Sie, diese Zettel füllen allmählich eine Schale. Am Ende des Adventskalenders wird daraus der Gewinner der Nähmaschine gezogen.
Die mehrfache Teilnahme am Gewinnspiel bringt mehrere Zettel und erhöht damit die Chance. Von daher habe ich auch heute wieder etwas auf meiner Weihnachtsdecke liegen.
Der Gewinn für heute ist aus dem Bereich, den ich gestern als Gewinnfrage gesucht habe: Crafting, Stricken, Häkeln, Plotten & Co. Zumindest würde ich die Kalligraphie Sets überwiegend zum Basteln einordnen. Ich weiß aber, dass meine Söhne diese Federn auch während ihrer Schulzeit benötigten. Wozu auch immer ihr sie benutzen würdet wollen – es gibt sie heute 3 x zu gewinnen.
Leider lässt die Verpackung keine wirklich scharfen Bilder zu, weil sie spiegelt, aber die Sets sind NEU und unbenutzt. Die Gewinnfrage dazu lautet: Wie nennt man die Flüssigkeit, in die diese Federn getaucht werden müssen, um schreiben zu können?
Das ist eine Frage, bei der man nicht erst lange schauen muss :). Aber vielleicht muss man sich erinnern wie es „früher“ war, bevor Kulis, Gelschreiber oder Faserstifte die gute alte … verdrängten. Früher war´s ist ein Anfangssatz, den man offenbar viel öfter nutzt, je älter man wird.
Darüber habe ich mich mit dem jüngeren B länger unterhalten, denn wenn er Zeit hat, dann lese ich ihm vor, was ich geschrieben habe und er kommentiert dann, was mich wieder zu neuen Gedanken bringt. Beim Gehen heute sagte er: Schreibe nicht über den Klimawandel, das kommt nicht so gut bei deiner (meiner) Generation und der willst du (ich) ja gefallen. Bähm! Solche Sätze fallen öfter in unserem Haus und auch wenn es nicht so klingt, sie sind im Ton respektvoll und als Diskussionsansatz ganz oft gut. Er studiert Soziale Arbeit und im Augenblick macht er ein Praxissemester, mit dem er sich zumindest für die nahe Zukunft auf die Richtung der Arbeit mit Menschen mit … festlegt.
Während der 4 Semester, in dem er noch viele Klausuren schreiben musste und Präsentationen halten, wurde ich ab und an (selten) zum Abhören von Begriffen und Theorien einbezogen. Vieles, von dem was ich da gelesen habe, hat mich auch weiter gebracht im Verständnis von Problemen im Umgang mit anderen.
Nun ist es ja so, dass ich in der Vergangenheit im sozialen Bereich gearbeitet habe, aber mehr als Verwalterin der wirtschaftlichen Verhältnisse von Menschen. Früher war´s, dass ich im Sozialamt direkt dran war an den Bürgern, die Hilfe brauchten und diese war nicht immer nur auf monetärer Ebene. Jedoch endete unsere Kompetenz mit der „persönlichen Hilfe“ dort, wo wir Hilfe von Sozialarbeitern anbieten konnten. Diese „sozialen Arbeiter“ waren noch eher rar. Gut, dass sich das langsam ändert, denn es gibt so viele Bereiche in denen Sozialarbeiter wichtig sind.
Ich weiß noch, dass § 3 des damaligen BSHG entscheidend war über die Form der Hilfe. Der Einzelfall musste geprüft werden und wenn man diese Prüfung ernst nahm, dann bekam man Kenntnis davon, wie die Strukturen der Familie waren. Ziel der Unterstützung war § 1: „Aufgabe der Sozialhilfe ist es, dem Empfänger der Hilfe die Führung eines Lebens zu ermöglichen, das der Würde des Menschen entspricht. Die Hilfe soll ihn soweit wie möglich befähigen, unabhängig von ihr zu leben; hierbei muß er nach seinen Kräften mitwirken.“
Keine Angst, ich will jetzt nicht eine rückblickende Lehrstunde in Sachen soziales Recht beginnen. Meine Gedanken heute gehen dahin zurück, weil es wichtig war, im Jetzt zu helfen und zukunftsgerichtet unabhängig von Hilfe zu werden. Wenn ich mir diese, meine Erfahrung aus der Zeit ins Heute mitnehme und abstrahiere, dass genau das nicht nur Ziel der Lebenssicherung oder der sozialen Arbeit ist, sondern vom Leben als Solches, dann komme ich bei vielen aktuellen Themen an und auch beim Klimawandel.
Wir, meine Generation, hat vieles bewegt und möglich gemacht. Wir haben gearbeitet und den Wohlstand geschaffen, den wir heute haben. Aber wir sind im Bewahren des Wohlstandes engagierter als darin, ins Morgen zu schauen. Vielleicht liegt das auch daran, dass wir auch in den Jahren Probleme hatten, die es zu überwinden galt, die von uns ebenso schwer gewichtig wahrgenommen wurden, wie es die junge Generation heute mit dem Klimawandel erlebt?
Der kalte Krieg mit allen Ängsten die damit verbunden waren, Tschernobyl, der sterbende Wald und die toten Flüsse, die untergehende DDR, das sind Ängste und Brüche in Biographien, die wir zu verarbeiteten hatten. Vielleicht nutzen wir den Blick ins „Früher war´s“ auch so oft, weil wir uns dann klar machen – es wurde nicht das befürchtete Ende? Die Haltung da ist, das wird schon…? Diese Erfahrung fehlt der Jugend und ich hoffe und bete inständig, dass sie sie gewinnen werden können und in 50, 60, 70 Jahren dann ebenfalls rückblickend Erleichterung erleben werden. Aber im Moment ist es so, dass ich das Gefühl habe, dass viele junge Menschen denken, wir nehmen ihre Angst nicht ernst oder wir müssen es ja eh altersbedingt nicht mehr ausbaden, was da schief läuft… Insofern verschärft sich der Ton und der Abstand, der quer durch alle Gesellschaftsschichten verläuft und auch vor Familien nicht halt macht.
Ein Rückblick zum Studium vom B.: Ein Begriff, der bei mir hängen geblieben ist, ist Selbstwirksamkeit: Unter Selbstwirksamkeit (self-efficacy beliefs) versteht die kognitive Psychologie die Überzeugung einer Person, auch schwierige Situationen und Herausforderungen aus eigener Kraft erfolgreich bewältigen zu können.
Ich glaube, wir die aktiven Menschen der eigene Generation – hat das gelernt, lernen müssen. Wir sind uns überwiegend der eigenen, vielleicht kollektiven Kraft bewusst. Ich ganz persönlich bin überzeugt davon, dass es Lösungen für die Zukunft des Klimas geben wird, an der so viele Menschen arbeiten.
Das darf aber nicht mit Zurücklehnen zusammenhängen und der Haltung, das wird schon… Die anderen – die imaginäre fremde Masse – werden das schon regeln. Die eigene Kraft wird gefordert. Die oben benannten Ängste der Vergangenheit, die wir verändert haben, haben immer aktives Zutun erfordert. Das Ende des kalten Krieges ist kein Geschenk des Schicksals gewesen, sondern politisches Handeln angestoßen von den Menschen die sich dafür einsetzten. Das die Atomkraft seit Tschernobyl eine andere Sicherheit bekommen hat und derzeit ganz neu diskutiert wird (noch mal mein Tipp: Netflix – der Mensch Bill Gates ) ist Auslöser der Angst von Menschen, so etwas nicht mehr zu erleben.
Ich denke, die jungen Leute, die Angst um ihre Zukunft haben, machen das Gleiche, wie wir – sie fordern und erwarten Änderungen und Unterstützung. Und sie brauchen unser Wissen über diese Fähigkeit etwas zu verändern und unsere Unterstützung. Die Hilfe soll ihn soweit wie möglich befähigen, unabhängig von ihr zu leben. Im Jetzt leben und nicht nur ins Früher, sondern ins Morgen schauen auch wenn es für uns gar nicht mehr erreichbar scheint, dass ist das Erfordernis der wir uns stellen müssen. Im Grunde beginnt das damit, das man miteinander redet und nicht an wahrgenommenen Vorwürfen – ihr habt das für uns verkackt (O-Ton) – stehen bleibt.
Zurück kommend und damit abschließend will ich noch mal die Soziale Arbeit und die Sozialhilfe (in der Zeit des BSHG) einwerfen: Hilfe wurde gewährt, wenn man sie nötig hat. Man musste nicht rechtfertigen warum es dazu gekommen war, sondern das Ziel war und ist, wieder ohne sie zu leben. Wobei – dieser Nachsatz fällt mir gerade beim Kontrolllesen ein: Antragsteller waren immer bemüht zu erklären und zu rechtfertigen. So wie wir das heute auch machen, wenn man uns die Veränderung des Klimas vorhält. Aber damit dürfen wir nicht stehen bleiben. Weder emotional noch in den Bemühungen.
Nach diesem schweren Thema für heute sende ich – wenn ihr bis hier hin gelesen habt – viele Grüße in der Hoffnung, dass es wenn bei euch zu Hause mehrere Generationen zusammen kommen, es zu guten Gesprächen kommen kann, bei der wir „Alten“ sagen können: ich bin da, wie kann ich helfen?
Herzlichst!
Eure Anne
Wie funktioniert die Teilnahme?
Ganz einfach: Mitmachen kann jede/r durch das Absenden einer E-Mail an advent@hobbyschneiderin.de. Enthalten sein muss die Adresse, um den Gewinn zusenden zu können und die Antwort auf die jeweilige Tagesfrage.
Zusätzlich wandert jede richtige Einsendung vom 1. bis zum 24. Dezember in einen Lostopf; unter allen Teilnehmern im vorgenannten Zeitraum verlosen wir eine Juki Nähmaschine HZL G-320 im Wert von 899,00 Euro.
Mit dem Absenden der E-Mail werden die Teilnahmebedingungen akzeptiert.
Spruch des Tages
In der moralischen Entrüstung schwingt auch immer die Besorgnis mit, vielleicht etwas verpasst zu haben.
Jean Genet